Eine Expedition in die Göttlesbrunner Kellergasse

Etwas verwunschen und skurril, manchmal überraschend und verstörend, aber auf alle Fälle sehr ruhig: Das ist die Göttlesbrunner Kellergasse. Von vielen Gästen unbemerkt, liegt sie am oberen Ende des beliebten Weinortes. „Im Oberort“ pflegen die Einheimischen zu sagen.

Gerade jetzt im Winter, wenn ein bisschen Schnee liegt und es draußen kalt ist, lohnt sich ein kleiner Spaziergang an einem schönen Tag. Die tief stehende Wintersonne strahlt vom Himmel, und sorgt mit ihrem warmen Licht und den damit verbundenen tiefen Schatten für eine ganz eigene Stimmung. Also nichts wie rein in die warme Daunenjacke, Zipfelmütze auf und schon starten wir mit unserer kleinen Wanderung.

Dazu verlassen wir unser Haus in der Rosenbergstraße 31 nach links, gehen ein Stück vor, bis wir zu einer Gabelung kommen. Gleich rechts danach befindet sich der Kindergarten. Vorbei an Wohnhäusern kommen wir zu einem Vorplatz, wo in der Mitte ein alter Schöpfbrunnen steht. Er erinnert uns an eine Zeit, wo es noch keine Wasserleitung gab und viele Anwohner dort ihr Wasser zum Waschen, Kochen und Trinken holen mußten. Es gab davon mehrere in Göttlesbrunn, unter anderen auch auf dem Dorfplatz, dieser hat sich aber erhalten.

Kellergasse im Hohlweg

Anschließend beginnt die eigentliche Kellergasse, die in einen Hohlweg hineingebaut wurde. Durch das hereinströmende Regenwasser und jahrhundertlange Nutzung durch Pferdefuhrwerke und später Traktoren hat er sich über lange Zeit gebildet. Und so wurden in die Lößwände links und rechts (die aber heute nur teilweise zu sehen sind) die Keller hinein gegraben.

Struktur eines Weinkellers

Betritt man einen Weinkeller, kommt man zunächst einmal in das Presshaus. Dort befand sich früher die Weinpresse, die in vorelektrischer Zeit mit Muskelkraft bedient werden mußte. Hier wurden die Trauben gerebelt, gequetscht und anschließend gepresst. Diesen Vorgang bezeichnet man noch heute als „Keltern“. Anschließend ließ man den Saft mittels natürlichem Gefälle in die erste Ebene des Kellers fließen. Dieser war meist ein tunnelartiges Gewölbe, wo sich die Holzfässer befanden. Dort vergor der Saft zu Wein. Da es keine Pumpen gab, mußte es immer tiefer gehen. Ganz unten in der Erde war es auch am kühlsten und dort konnte der Wein lagern. Mit zunehmender Technisierung wurde die Sache dann freilich viel einfacher.

Mittlerweile sind die alten Kellergewölbe und Presshäuser kaum mehr als Weinlagerstätten in Betrieb. Einige stehen leer, andere werden als Lagerraum oder auch als kleine Wochenendhäuschen genutzt. Manchesmal lagern in den Kellern aber noch immer Flaschen älterer Jahrgänge.

Es lohnt sich, hier ein wenig zu flanieren, es finden sich immer interessante und manchmal überraschende Details. Hobbyfotografen finden viele Motive. Vielleicht hat man ja auch Glück und begegnet bei dem Spaziergang einem Besitzer der Keller und kann so auch einen Blick nach innen werfen. Die alten Keller haben sehr viel Geschichte zu erzählen.

Hohlweg als Holzweg

Wer Lust hat, kann den Hohlweg ein Stück weitergehen. Nach zirka 300 Meter endet dieser und man befindet sich mitten in den Weinbergen der Göttlesbrunner Riede „Holzweg“. Wie der Name vermuten läßt, wurde hier früher Holz transportiert. Der Weg führt nämlich direkt in den Wald. Der Blick erstreckt sich ausserdem auf den Schüttenberg, Rosenberg und Haidacker.

Ein Abstecher zum Gasthaus Jungwirt

Nun geht es wieder zurück nach Göttlesbrunn. Dazu kann man den gleichen Weg wieder zurück marschieren, oder man wandert den Holzweg weiter bis linker Hand ein Feldweg abzweigt. Wenn man dieser asphaltierten Straße folgt, gelangt auch nach Göttlesbrunn zum Gasthaus Jungwirt. Wir empfehlen, dort einzukehren und ein gutes Glas Wein zu genießen. Viel Spaß beim Entdecken und Erkunden!

 

Text und Fotos: © Manfred Edelmann. Alle Rechte vorbehalten.