Der Rebschnitt im Weingarten

Es ist Winter, die Weinreben haben ihr Wachstum bereits im Herbst eingestellt und sind zur „Saftruhe“ übergegangen. Dennoch bereitet sich die Rebe bereits auf den Austrieb im Frühjahr vor. Für den Winzer ist die Zeit gekommen, die Voraussetzungen für das neue Weinjahr zu schaffen. Nachdem die Rebe ein lilianenförmiges Gewächs ist, bilden sich jedes Jahr neue Triebe. Korrigiert man diese Entwicklung nicht, sind es auf Dauer zu viele Triebe. Sie behindern sie sich gegenseitig und kämpfen um Licht und Platz. Ein solcher unkontrollierter Wildwuchs hätte zur Folge, dass die Triebe klein bleiben. Unreife, kleine und saure Trauben wären das Ergebnis.

Eine wichtige Arbeit ….

Deshalb ist es notwendig, im Winter die alten Triebe zu entfernen und Platz für Neue zu schaffen. Der Rebschnitt prägt die Qualität des Weines entscheidend. Die Art und Weise, wie geschnitten wird, hat großen Einfluß auf das spätere Wachstum und hängt von der Beschaffenheit des Bodens, des Klimas und sonstigen lokalen Faktoren ab. Bei uns in Carnuntum werden die Reben im normalen Fall mit einer Maschine vorgeschnitten und die „Feinarbeit“ erfolgt dann ausschließlich per Hand, was natürlich besonders aufwendig ist.

Ein langer Trieb ….

Eine Faustregel besagt, dass ein langer Trieb geschnitten wird, „Strecker“ genannt. Dieser enthält die Knospen („Augen“), die dann im Frühjahr austreiben. Zusätzlich dazu schneidet man einen „Zapfen“ (enhält 1-3 Augen), sodaß insgesamt 6-8 Augen pro Quadratmeter zur Verfügung stehen. Es ist auch möglich, zwei kürzere Triebe pro Weinstock schneiden. Damit ist genug Luft und Licht vorhanden, die späteren jungen Triebe können sich anschließend optimal ausbreiten und wachsen.

Entfernung des alten Holzes ….  

Das alte Holz des Vorjahres wird nach dem Schnitt restlos entfernt und in jeder zweiten Reihe gesammelt. Im weiteren Verlauf erfolgt eine Zerkleinerung mittels Mulchgerät.
Das hat den Vorteil, dass die Nährstoffe, die die Reben während des alten Jahres in den Trieben gesammelt haben, wieder zurück in den Boden gelangen. Damit stehen sie auch im neuen Jahr zur Verfügung und der natürliche Kreislauf schließt sich.

Das „Weingartenschneiden“ dauert in der Regel von Dezember bis Februar. Dann ist es notwendig, die „Strecker“ an den untersten Draht anzuhängen oder zu binden. Sind diese Arbeiten geschafft, steht einem neun guten Jahrgang nichts im Wege.

Text und Fotos:  © Manfred Edelmann. Alle Rechte vorbehalten.